Seit der Arbeit am Buch »Für eine Schule ohne Noten«, das ich mit Björn Nölte geschrieben habe, wird mir immer wieder die Frage gestellt, was denn in einer idealen Welt die Alternative zu Noten sei. Dabei gibt es drei verbreitete Missverständnisse:
- Die Vorstellung, Noten würden durch andere Formen der Beurteilung, insbesondere verbal kodierte Beurteilungsformeln, ersetzt.
- Die Abschaffung von Noten sei eine Abschaffung von Rückmeldungen auf Arbeiten von Schülerinnen und Schülern.
- Die Forderung, auf Noten zu verzichten, sei ein Trick, um Korrekturarbeiten vermeiden zu können und Lehrpersonen zu entlasten.
All diesen Missverständnissen ist gemein, dass sie nicht beachten, wie überzeugend die Vorstellung ist, Noten durch Feedback zu ersetzen. Feedback ist eine Rückmeldung, die zunächst einmal eine authentische Reaktion dessen ist, was eine Person gemacht hat. Danach sind darin Hinweise verpackt, die helfen können, ein Produkt zu verbessern – in der Schule geht es um ein Lernprodukt.
„Eine Schule ohne Noten ist eine Schule mit Feedback.“
Feedback ist aber keine codierte Beurteilung, es geht nicht darum, zu sagen, wie gut etwas ist, sondern mitzuteilen, wie etwas wahrgenommen wurde und wie es möglich wäre, es anders oder besser zu machen.
Selbstverständlich ist es nicht ganz einfach, Feedback zu geben. Das merkt man auch bei KI-Tools, die oft generische Rückmeldungen geben, wenn man Feedback einholt. Erst mit den richtigen Prompts liefern sie das, was mich zum Beispiel als Schreiber oder Lernender bestärkt und mir hilft, mich zu verbessern.
Die Forschung zeigt, dass Noten im Vergleich zu keinen Rückmeldungen zwar leistungsfördernd wirken, aber demotivieren. Vergleicht man Noten mit Feedback, dann wird deutlich, dass Feedback sowohl Leistungen verbessert als auch die Motivation steigert (Koenka et al. 2021). Eine Schule ohne Noten ist eine Schule mit Feedback.
Dieser Artikel ist unter der CC-BY veröffentlicht.